Weitere wichtige Ereignisse waren die Bildung einer Gruppe von Schriftstellern um die Zeitschrift >Nós< (Wir) 1920 und die Gründung des >Seminario de Estudios Gallegos< 1924. Beide sammelten bis zu ihrem Verbot unter Franco (1936) die bedeutendsten Intellektuellen Galiciens um sich. Das >Seminario<, das von Professoren und Studenten der Universität Santiago de Compostela gegründet worden war, ermöglichte eine systematische Erforschung aller archäologischen und historischen, wirtschaftlichen und politischen Aspekte Galiciens. Eines seiner erklärten Ziele war es, ohne die Hilfe des spanischen Staates den Anschluß Galiciens an die europäische Wissenschaft zu finden. Daher das Bemühen um neueste wissenschaftliche Methodologien. Dasselbe Ziel, teilweise mit denselben Personen, verfolgte auf literarischem Gebiet die Zeitschrift >Nós<. Die bisherige, durchaus notwendig gewesene Beschränkung auf die engere Wirklichkeit Galiciens hatte der galegischen Kultur zwangsläufig nicht selten einen provinziellen Charakter verliehen. Ohne auf den thematischen Fundus Galiciens verzichten zu wollen, versuchten die Vertreter der >Generation Nós<, zu der im engeren Sinne Vicente Risco, Antonio Losada Diéguez, Florentino Cuevillas und Ramón Otero Pedrayo, alle zwischen 1880 und 1890 geboren, gehörten, durch die Übernahme moderner Gestaltungsmethoden sowie die Öffnung der Zeitschrift für modernistische Strömungen der Weltliteratur der galegischen Literatur ein europäisches bzw. universales Gepräge zu geben. In >Nós< erschien James Joyces >Ulysses<, noch bevor er ins Kastilische und Katalanische übersetzt war; hier waren Lautréamont, d'Annunzio, Maeterlinck, Ibsen und andere zu finden, neben den besonders bevorzugten Autoren des keltischen Kulturkreises (Iren, Briten, Bretonen) und der wissenschaftlichen, vor allem historischen und archäologischen Sachprosa.
Hatte die galegische Literatur bisher außer in der Lyrik vor allem in der Kurzprosa und auch in der Dramatik beeindruckende Ergebnisse vorgelegt, so entstehen aus der Gruppe um >Nós< Romane, die den Erfolg des heutigen galegischen Romans vorbereiteten. Neben Vicente Risco, der jedoch nach Francos Machtübernahme nicht mehr in seiner Muttersprache schrieb, und dem künstlerischen Leiter der Zeitschrift, Castelao, der als Zeichner ebenso bedeutsam ist wie als Schriftsteller, macht sich besonders Ramón Otero Pedrayo (1888-1976) einen Namen, der später zum Patriarchen der nach dem ersten Jahrzehnt der Franco-Diktatur wiedererstehenden galegischen Kultur werden sollte. Seine Romantrilogien >Os camiños da vida< (1928, Die Wege des Lebens) und >A romería de Xelmirez< (1934 Das Fest des Xelmirez) führen in die Blütezeit des galegischen Mittelalters zurück und sind geprägt von einer fundamentalen Kenntnis der altgalegischen Kultur. Auf dem Gebiet der Dramatik und der Kurzprosa trat Rafael Dieste (geb. 1899) hervor, der vor dem Bürgerkrieg zu den namhaftesten Vertretern des avantgardistischen Theaters in Spanien zählte und während des Krieges in Madrid die Theatertruppe >Grupo Nueva España< leitete, die u. a. antifaschistische Stücke Rafael Albertis und Ramón J. Senders inszenierte. Verfechter einer modernistischen Lyrik, die von Madrid und der spanischen Kunstentwicklung völlig unabhängig sein sollte, war Manuel Antonio (1900-1930), der in der Nachkriegszeit wieder viel gelesen und von zahlreichen jungen Dichtern als Modell empfunden wurde. Dagegen versuchte Fermín Bouza Brey (1901-1973) in seinen neotroubadouresken Gedichten den sprachlichen und formalen Reichtum der wiederentdeckten altgalego-portugiesischen Dichtung im Dienste moderner lyrischer Sensibilität auszuschöpfen. Schließlich sei, im Zusammenhang mit >Nós<, noch einmal Castelao genannt: seine in dieser Zeitschrift publizierten und 1926 in einem Band vereinigten >Cousas< (Dinge), sozialkritische Karikaturen mit kommentierender Kurzprosa, sind ein originelles Genre, das sich besonderer Popularität erfreute.
Die explosionsartige Entfaltung der galegischen Literatur und Kultur, die innerhalb weniger Jahrzehnte jahrhundertealte Rückstände aufgeholt hatte und gerade begann, sich neben den großen europäischen Nationalkulturen einen angemessenen Platz zu erobern, wurde durch den francofaschistischen Putsch von 1936 mit einem Schlag abgebrochen. Galicien hatte sich nach dem Sieg der Volksfront, der sich auch die von Alexandro Bóveda und Castelao geführte Galegistische Partei angeschlossen hatte, im Referendum vom 28. Juni 1936 mit 993351 Ja-Stimmen gegen 6161 Ablehnungen und 1541 Stimmenthaltungen, also mit überwältigender Mehrheit, für die Katalonien und dem Baskenland bereits gewährte Autonomie entschieden. Die sofortige Besetzung Galiciens durch Franco, der die Autonomiebewegung und den Marxismus als Hauptfeinde Spaniens ansah, verhinderte das Inkrafttreten der Autonomiestatuten. Die Putschisten erschossen zahlreiche galegistisch orientierte Intellektuelle, darunter Bóveda. Castelao hielt sich in dieser Zeit gerade in Madrid auf, um die Ergebnisse der Volksabstimmung zu überbringen. Der Gebrauch des Galegischen in der Öffentlichkeit wurde verboten, in der ersten Zeit sogar bestraft; alle galegischen Buchbestände wurden, sofern man ihrer habhaft werden konnte, vernichtet oder zumindest unter Verschluß genommen.
Für die galegische Literatur brach erneut eine Zeit des Schweigens an. Während sich die in der republikanischen Zone befindlichen Künstler und Schriftsteller, Castelao, Dieste, Varela u. a., in ihrer Mehrzahl in den antifaschistischen Kampf einreihten und dabei Spanien über Galicien stellten, daher auch das Kastilische häufiger als das Galegische benutzten, gab es für die in Galicien verbliebenen nur zwei Möglichkeiten: zu verstummen oder sich mit dem Regime zu arrangieren, was zugleich bedeutete, sich nur noch des Kastilischen zu bedienen. Wenige gingen diesen letzteren Weg; viele ließen ihre Arbeiten in den Schubfächern und versuchten Jahre später, sich wieder einen Spielraum für galegischsprachige Literatur zu schaffen, was stets mit Risiken für ihre persönliche Sicherheit verbunden war. Bis 1946 erschien in Spanien kein Buch mehr in galegischer Sprache, und in den drei darauffolgenden Jahren ganz wenige, meist unbedeutende Schriften. Erst 1949 wurde ein gewisser Durchbruch mit einer kleinen bibliophilen Reihe in niedriger Auflage erzielt. Von da an erholte sich die galegische Literatur langsam wieder.
In der Zwischenzeit entwickelte sich in Buenos Aires, der >größten galegischen Stadt< der Zahl der Einwanderer nach, eine rege kulturelle Tätigkeit. Sowohl die nach 1939 Emigrierten, wie Castelao, Dieste, Varela, Espasandín als auch die schon länger hier Ansässigen wie Eduardo Blanco Amor, Luis Seoane und Alonso Ríos waren daran beteiligt. In der >Hauptstadt der galegischen Kultur< auf argentinischem Boden wurde Castelaos erfolgreichstes Drama >Os vellos non deben namorarse< (Alte sollten sich nicht verlieben) uraufgeführt, wurde sein >Sempre en Galiza< (Immer in Galicien), das die >Bibel des modernen Galegismus< genannt wird, vollendet, entstanden Verlage, Radiosendungen und Zeitschriften der Emigranten, darunter die von Katalanen, Basken und Galegern getragene >Galeuzca<. Luis Seoane (1910-1979), der sich auf fast allen Gebieten der Literatur und der bildenden Kunst betätigt hat, verfaßte über 8oo Beiträge für die Radiosendung >Galicia emigrante<. In den sechziger Jahren kehrte Seoane mit einem argentinischen Paß nach Spanien zurück, organisierte dort Kunstausstellungen und gründete das kunsthistorische Institut >Laboratorio de Formas de Galicia< sowie das >Museo de Arte Gallego Carlos Maside< und trug zur Wiederbelebung der galegischen Keramik in Sargadelos bei. Sein 1952 in Buenos Aires erschienener Gedichtband >Fardel do eisiliado> (Bürde des Auswanderers), ein Meisterwerk engagierter Dichtung, stellt die Geschichte Galiciens als Geschichte von Volksbewegungen dar, vom spätantiken Priscilianismus, einer der ersten Ketzerbewegungen, über die Rebellion der Bürger gegen die Erzbischöfe von Santiago und die Prälaten von Lugo und Orense, die Irmandiña(Bürger)-Kriege des 15. Jahrhunderts gegen den einheimischen Adel, den Guerillakampf gegen Napoleon bis hin zum antifaschistischen Maquis, der bis zum Beginn der 6oer Jahre noch nicht völlig erloschen war.
Als Höhepunkt der politischen und kulturellen Aktionen des galegischen Exils findet 1956 der >1. Kongreß der galegischen Auswanderer< in Buenos Aires statt, an dem Vertreter der Auswanderer aus Argentinien, Chile, Uruguay, Kuba, Mexiko, Venezuela und den USA, aber auch aus Galicien selbst teilnehmen. Unter den Organisatoren und Rednern befindet sich Xosé Neira Vilas.
In Galicien kam es im Zuge der Wiederbelebung der galegischsprachigen Literatur nach 1949 zur Gründung des Verlages Galaxia im Jahre 19So. Die Initiatoren, Galegisten aus der republikanischen Zeit, bemühten sich, der jungen Generation wieder ein national-galegisches Bewußtsein zu vermitteln, ihr Interesse für Sprache und Kultur Galiciens zu wecken und ihr die große Bedeutung klarzumachen, die diese Kultur in den zoer und 3oer Jahren für ganz Spanien gehabt hatte. Der Verlag arbeitete bis 1973 ohne Lizenz, konnte also von einem Tag auf den anderen verboten werden, und hat auch heute noch mit materiellen Schwierigkeiten zu kämpfen. Gemeinsam mit der ab 1965 erscheinenden Zeitschrift >Grial< scharte er Schriftsteller dreier Generationen um sich: Autoren aus der Gruppe um >Nós< (Cabanillas, Otero Pedrayo, Cuevillas); solche, die vor dem Bürgerkrieg als junge Leute zu schreiben begonnen hatten (Carballo Calero, Anxel Fole, Ferdinando del Riego, Ramón Piñeiro, García Sabell u. a.); und die jüngste Schriftstellergeneration.
Besonders gefördert wurde die Entwicklung der Sprache auf Gebieten, die dem Galegischen bisher vorenthalten waren. So finden sich unter den von Galaxia besorgten Buchausgaben zahlreiche Übersetzungen und Originalarbeiten zu Philosophie und.. Sozialwissenschaften. Der Philosoph und Heidegger-bersetzer Ramón Piñeiro (geb. 1915), der Literaturhistoriker Ferdinando del Riego (geb. 1913) und der Psychiater Juan Rof Carballo (geb. 1906) versuchen mit teils auf existenzphilosophischer, teils auf psychoanalytischer oder anthropologischer Grundlage beruhenden Interpretationen der galegischen Volkskultur und Mythologie zur Bestimmung der nationalen Wesenszüge des galego-portugiesischen Volkes beizutragen.
Die galegische Literatur dieser Zeit entwickelt sich im allgemeinen ohne Kenntnisnahme der Exilliteratur. Sie folgt zunächst der politisch unverfänglichen, auf den mittelalterlichen Cancioneiros aufbauenden Tradition eines Bouza Brey und Alvaro Cunqueiro oder pflegt die Naturlyrik, wie Aquilino Iglesia Alvariño (1910-1961), dessen Band >Cómaros verdes< (Grüne Hügel, 1947) das erste bedeutende Buch der galegischen Nachkriegsliteratur ist. Eine Gegenposition zu dieser Richtung nimmt eine Gruppe von Lyrikern um Manuel Cuña Novas (geb. 1926) ein, die jeden Formenkanon ablehnt und vom Existentialismus deutscher Prägung beeinflußt ist. Stärker der Realität verpflichtet ist die ebenfalls in Opposition zur traditionellen Lyrik befindliche Dichtung von Luis Pimentel (1895-1958); seine erst postum erschienenen Gedichte sind erfüllt von den Schrecken der Kriegs- und Nachkriegszeit.
Seit den sechziger Jahren erlebt die galegische Literatur eine außerordentlich fruchtbare Entwicklung. Spanien öffnete sich den internationalen Banken und Monopolen und erfuhr einen raschen industriellen Aufschwung, der aber die Widersprüche zwischen den einzelnen Regionen vertiefte. Galicien bekommt nur die negativen Folgen des spanischen >Wirtschaftswunders< zu spüren. Die sichtbarsten Folgen einer ohne Rücksicht auf die Bevölkerung und die ökonomischen Strukturen der Region betriebenen Wirtschaftspolitik sind das sprunghafte Ansteigen der Massenauswanderung der arbeitsfähigen Bevölkerung, heute vor allem nach Frankreich und in die BRD sowie in die Industriezentren Spaniens, die damit verbundene Entvölkerung und demographische Überalterung Galiciens und der absolute Rückgang des Anteils Galiciens an der demographischen Gesamtbilanz Spaniens (von 9,17% im Jahre 19So auf 7,62% im Jahre 1970). Bewußt wird die Beseitigung der Kleinwirtschaften der Bauern und Fischer betrieben, ohne daß neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Umweltzerstörende Industrie verschlechtert die wirtschaftlichen Bedingungen für die verbleibenden Bauern. Zusätzlich erschwert wird ihre Lage durch das Fortbestehen des halbfeudalen Pachtsystems und der Herrschaft der Kaziken, an finanzieller Hilfe fehlt es gänzlich.
Da das Bauerntum über die Jahrhunderte hinweg der stärkste Rückhalt für die Bewahrung der galegischen Sprache war, droht dieser mit dem ökonomischen und demographischen Niedergang der Landgebiete größte Gefahr. Wer sich außerhalb des Dorfes eine Arbeit sucht, muß in der Regel von da an Kastilisch sprechen. Hinzu kommt, daß das kastilischsprachige Fernsehen die moderne, amerikanisierte Kultur in die Dörfer trägt und besonders unter der Jugend zur Zerstörung der traditionellen Lebens- und Ausdrucksformen entscheidend beiträgt.
Diese Gefahren riefen zu Beginn der sechziger Jahre die nationalbewußten Intellektuellen auf den Plan, ließen autonomistische Strömungen und Zentren der Sprachpropaganda wiedererstehen und führten zu neuen, massenwirksamen Kunstformen, wie dem Protestchanson und dem politischen Theater. Die Universität Santiago wurde, u. a. mit der Gründung des Instituts für Galegische Sprache, zu einem Ausstrahlungszentrum für die Propagierung des Galegischen als Sprache aller Wissens- und Lebensgebiete. Erste Erfolge sind die Rückkehr breiterer Kreise zum aktiven Gebrauch des Galegischen in der Öffentlichkeit, in Zeitungen und Zeitschriften und seine begrenzte Einführung in den Schulunterricht. Wie aber die Volksabstimmung vom 4.12.1981 über das neue, von Kompromissen geprägte Autonomiestatut zeigte, bei der ca. 75% der galegischen Bevölkerung den Wahllokalen fernblieb, ist der Kampf um die bewußte Annahme der galegischen Sprache und Kultur durch die Mehrheit der Galeger noch nicht gewonnen. Die ökonomischen Zwänge, die aus dem kastilozentristischen Franquismus entstandenen Rechtsparteien und die kastilischen Massenmedien stellen Machtfaktoren dar, die der Überwindung des sprachlich-kulturellen Minderwertigkeitskomplexes entgegenstehen. Eine zusätzliche Schwierigkeit besteht in der Unsicherheit der Sprachförderer, wie der Überfremdung des Galegischen durch kastilische Einflüsse in Umgangsund Literatursprache zu begegnen sei: durch Besinnung auf spezifisch galegische Eigenheiten in Wortschatz und Phonetik, was sehr oft zu skurrilen, dem heutigen Sprachempfinden widersprechenden Wortschöpfungen führt; durch Anpassung an das Portugiesische, was den Vorteil der Integration in die portugiesisch-brasilianische Kulturwelt, aber den Nachteil einer zu starken Entfernung von den literatursprachlichen Traditionen mit sich bringt; oder durch das Akzeptieren der Kastilianismen, die nun einmal im Sprachgebrauch der Galeger verankert sind und dem Galegischen eine Mittlerrolle zwischen der spanisch- und der portugiesischsprachigen Welt ermöglichen könnten.
Daß die galegische Gegenwartsliteratur unter allen diesen Umständen nur als sozial engagierte und galegistisch militante bestehen kann, versteht sich von selbst und erklärt, weshalb sie anderen Gesetzen und Periodisierungen als die kastilischsprachige spanische Literatur der Gegenwart folgt.
Das soziale Engagement der modernen galegischen Lyrik verkörpert in besonderer Weise Celso Emilio Ferreiro (1914-1979), der den Bürgerkrieg als Soldat auf franquistischer Seite miterlebt hatte, mit dem Band >Longa Noite de Pedra> (Lange steinerne Nacht, 1962) aber seine entschiedene Hinwendung zur Sache des galegischen Volkes und aller Unterdrückten in der Welt bekennt. Aus Solidarität mit den proletarischen Schichten der Städte Galiciens wählt Ferreiro ein volksnahes, ungekünsteltes Galegisch als Ausdrucksmittel. Bis in seine letzten Lebensjahre setzte sich dieser nach Rosalia de Castro bekannteste galegische Dichter immer wieder mit aktuellen politischen Problemen auseinander. In seinen Werken finden sich alle wichtigen Gegenstände der Gesellschaftskritik der siebziger Jahre, die Mythen der Wohlstandsgesellschaft, die multinationalen Konzerne und die >Cocacolonisierung< der vom Imperialismus abhängigen Länder. Überall, wo es um die soziale und nationale Emanzipation der Galeger geht, ist auch Manuel María Fernández Teixeira (geb. 1930) zu finden, ein Autodidakt, der Bauer geblieben ist und in unkonventioneller Weise, ohne Rücksicht auf die akademische Kritik, zu den unterschiedlichsten politischen Fragen Stellung nimmt. Vor einem profunden Bildungshintergrund und mit großem künstlerischen Anspruch entsteht dagegen die patriotische Dichtung von Xosé Luís Méndez Ferrín (geb. 1938). Der heutige Universitätsprofessor für Romanistik hatte wegen eines Romanmanuskripts, das dem letzten, 1964 von der Guardia Civil erschossenen spanischen Partisanen Piloto gewidmet war und bei einer Haussuchung gefunden wurde, eine sechsjährige Gefängnisstrafe verbüßen müssen. Er wurde zum Haupt der Gruppe >Rompente<, die unter allen ähnlichen Gruppierungen galegischer Schriftsteller wohl am deutlichsten demonstrierte, daß die Literatur Galiciens, wenn sie die politischen, sozialen und kulturellen Realitäten der Region zum Gegenstand nimmt, nicht auf ästhetische Neuerungen verzichten muß.
Auf dem Gebiet der Prosa hat von den sechziger Jahren an die Strömung >Nova Narrativa Galega< (Neue galegische Prosa), zu der in gewissem Sinne auch Neira Vilas zu zählen ist, ein weit über Galicien hinausgehendes Interesse hervorgerufen. Zeitweise rückte sie sogar in die vorderste Reihe des Prosaschaffens auf der Iberischen Halbinsel. Erst in dieser Zeit, im Gefolge der allmählichen Öffnung Spaniens für internationale Einflüsse, wurde es den Intellektuellen möglich, sich in ausreichendem Umfang Zugang zur modernen Weltliteratur zu verschaffen und die neuen literarischen Techniken kennenzulernen. Das mußte folgerichtig zu einer experimentellen Phase führen. In der galegischen Literatur ging diese einher mit einer kritischen Bestandsaufnahme, die mit der provinziellen Enge vieler Schriftsteller und mit der barocken Ornamentierung galegischer Geschichte im historischen Roman ins Gericht ging. Aus der Entdeckung Kafkas, Faulkners, Joyces, des französischen >nouveau roman< mit Robbe-Grillet, Butor, Nathalie Sarraute, resultiert der Versuch, die galegische Wirklichkeit auf einer symbolisch-allegorischen Ebene wiederzugeben. Méndez Ferrín, auch hier einer der führenden Köpfe, transponiert die Handlung seiner Romane beispielsweise in eine Welt, die aus science-fiction, traumhaften Vorgängen und symbolischen Elementen zusammengesetzt erscheint und die Entfremdungsprobleme der Galeger in sehr vermittelter Weise ausspricht. In ähnlicher Weise verfuhren vorübergehend auch Gonzalo R. Mourullo und Xoan Casal, Camilo G. Suarez-Llanos und María Xosé Queizán. Eine andere Gruppe mit Casares, Vázques Diéguez und Neira Vilas akzeptiert zwar die moderne Formensprache, praktiziert sie jedoch vorsichtiger und bevorzugt eine direkte Schreibweise, die die Probleme Galiciens unmittelbar anpackt.
Im Vergleich zu den meisten Vertretern der Nova Narrativa erscheint die Schreibweise von Neira Vilas als besonders traditionell. Das hängt zum einen gewiß damit zusammen, daß er im Unterschied zu den übrigen Vertretern der Neuen galegischen Prosa, die sämtlich ein Universitätsstudium (zumeist Romanistik) absolviert haben, Autodidakt ist. Zum anderen - und das ist sicher das Entscheidende - entspringt die bewußte Bevorzugung einer traditionellen, teilweise sogar naiven Erzählweise den Wirkungsabsichten des Autors, der mit seinen Arbeiten in erster Linie den ungebildeten bäuerlichen Leserkreis seiner Heimat erreichen will. Über sein schriftstellerisches Selbstverständnis äußert er selbst sich in einem Brief einmal folgendermaßen: >Meine Lage als Autodidakt, der sich in Amerika seine Bildung angeeignet hat, als Auswanderer und als einer, der aus armen Verhältnissen stammt, hat mich zu einer realistischen Erzählform, zur Suche nach direkter Verständigung mit den Lesern und zur Behandlung der brennendsten und schmerzhaftesten Probleme unseres Volkes, sowohl in Galicien selbst als auch unter den Auswanderern, geführt. Ich kenne die Neuerungen in der Erzählkunst wohl, wie Kafka, zum Beispiel, der in Spanien damals unbekannt war, während wir ihn in Buenos Aires schon .lasen, und auch andere; aber der Experimentalismus interessiert mich nicht, denn unser Volk hat auf kastilisch Lesen und Schreiben gelernt, es ist daher eine schwierige Aufgabe, die Kommunikation mit ihm herzustellen, ohne Zugeständnisse im Wortschatz und ohne vulgärsprachliche Elemente zu verwenden noch thematische Konzessionen zu machen, sondern über die dringendsten Themen zu schreiben, und dies ohne technische Kompliziertheit, Zerstörung der Zeitverhältnisse usw.< In demselben Brief, vom Januar 1983, faßt Xosé Neira Vilas seine Biographie so zusammen:
>Ich wurde in Gres, Provinz Pontevedra, Galicien, am 3. November 1928 geboren. Meine Eltern waren Bauern. Bauer war auch ich selbst in meinen Kinderjahren, abwechselnd mit dem Besuch der Volksschule. Ich habe Verschiedenes, vor allem Kaufmännisches, über eine Art Fernstudium gelernt. Dann arbeitete ich in einem Sägewerk als Rechnungsführer. Meine ersten Gedichte und Erzählungen schrieb ich in früher Jugend. Als ich zwanzig Jahre alt war, wanderte ich nach Argentinien aus. Hier, in Buenos Aires, verdiente ich auf verschiedene Weise und an verschiedenen Stellen meinen Unterhalt. Ich arbeitete vor allem in einer Holzimportfirma. Gleichzeitig studierte ich ganz unterschiedliche Dinge (Handel, Musik und anderes). Ich studierte auch Journalistik und nahm an einem Schriftstellerseminar teil, einem ständigen Seminar des Instituto Grafotécnico, wo ich mich auch mit Journalistik beschäftigt hatte. Aber meiner Bildung nach bin ich hauptsächlich Autodidakt.
In Buenos Aires kam ich mit galegischen Intellektuellen in Berührung, die nach dem spanischen Bürgerkrieg dorthin ins Exil gegangen waren: Luis Seoane, Rafael Dieste, Lorenzo Varela u. a. Hier wurde mir die Lage Galiciens und Spaniens vollauf bewußt. Ich lernte die galegische Kultur in ihrer historischen Dimension kennen und machte sie mir mit Feuereifer zu eigen. Ich wurde Generalsekretär der Mocedades Galegistas' (Galegistische Jugend) und arbeitete im Organisationskomitee des I. Kongresses der galegischen Auswanderer in Amerika mit. Für die galegischen Zeitschriften von Buenos Aires schrieb ich Beiträge, war Mitglied literarischer Jurys, hielt Vorträge usw. Im Jahre 1957 heiratete ich Anisia Miranda, die noch immer meine Frau ist, eine Kinderbuchautorin und gegenwärtig Chefredakteur der Kinderzeitschrift ,Zunzún'.<
Mit ihr, einer Kubanerin galegischen Ursprungs, hatte er 1957 in Buenos Aires ein kleines, aber für die galegische Kulturpropaganda wichtiges Unternehmen, >Follas Novas<, gegründet. In dem schon zitierten Brief beschreibt er sie als >eine Organisation zur Verbreitung des galegischen Buches in Amerika, die sich in einen bescheidenen Verlag verwandelte, außerdem kulturelle Veranstaltungen, galegische Buchausstellungen in Buenos Aires, Montevideo und Carácas, eine Ausstellung zum galegischen Zeitungswesen u. a. m. organisierte<. Damit war erstmals eine Institution vorhanden, die die in verschiedenen Ländern Lateinamerikas verlegten galegischen Bücher und darüber hinaus die ganze erreichbare galegische Kulturproduktion erfaßte und vertrieb. Luis Seoane berichtet in seinem Vorwort zu den >Auswanderergeschichten< von Neira Vilas, wie dieser, gemeinsam mit seiner Frau, beide beladen mit Bücherkoffern, von einer galegischen Vereinigung (300 gab es allein in Argentinien) zur anderen zog, wie sie Leser gewannen, die nie zuvor ein galegisches Buch in die Hand genommen hatten, Neugier und Interesse bei ausgewanderten Landsleuten und bei Einheimischen für die Kultur Galiciens weckten.
Seit 1961 lebt Neira Vilas in Kuba. Hier sind, mit Ausnahme der >Memorias< und des Gedichtbandes >Dende lonxe< (Von fern her, 1960) alle seine Werke entstanden. Trotz der fremdsprachigen Umgebung hat er sich ein Galegisch bewahrt, das auf allseitige Anerkennung stößt, nicht zuletzt bei denen, die in der Lektüre von Werken in ihrer Muttersprache wenig geübt sind, denn es ist eine gelungene Synthese zwischen lebendiger Volkssprache und den vernünftigen Neuerungen der insgesamt noch recht ungefestigten galegischen Literatursprache, und frei von den bei anderen Autoren anzutreffenden künstlichen Wortschöpfungen.
In Kuba, wo seit der Jahrhundertwende eine große Zahl von Auswanderern aus Galicien lebt, setzte Neira Vilas seine Arbeit zur Bewahrung der galegischen Kultur fort. Die von ihm begründete und geleitete Abteilung für galegische Literatur am Akademieinstitut für Literatur und Linguistik sammelt und bearbeitet die zahlreichen in Kuba erschienenen Zeitungen, Zeitschriften und Bücher der Galeger, ihre Korrespondenzen und andere Dokumente. Sie bewahrt damit das schriftliche Erbe einer Volksgruppe, die durch Rückwanderung und Integration in die kubanische Bevölkerung im Verschwinden begriffen ist. Darüber hinaus organisiert sie Vorträge, Ausstellungen und Sprachkurse. Daß der hauptberuflich im kubanischen Ministerium für Grundstoffindustrie angestellte Neira Vilas seiner zweiten Wahlheimat treu geblieben ist, auch nachdem es mit dem Ende der Franco-Diktatur leichter geworden ist, sich als progressiver Intellektueller in Spanien zu behaupten, ist eine politisch motivierte Entscheidung.
In den meisten seiner Bücher, deren Erstausgaben seit 1965 in Spanien erscheinen, wählt Neira Vilas das galegische Dorf der vierziger Jahre oder das argentinische Auswanderermilieu als Raum der Handlung. Seine Stoffe und Personen gestaltet er fast ausschließlich nach eigenen Erlebnissen oder den authentischen Berichten anderer. Im Unterschied zu den Büchern über die Auswanderer - dem Roman >Camiño bretemoso< (Weg im Nebel, 1967), den Erzählbänden >Historias de emigrantes< (1968) und >Remuíño de sombras< (Gewirr von Schatten, 1972) sowie den Reportagen >Galegos no Golfo de México< (198o) - haben die in Galicien spielenden Prosawerke als Hauptgestalten fast immer Kinder oder Heranwachsende. Eine Ausnahme bilden darin nur die unter dem Titel >Xente no rodicio< (Menschen im Räderwerk) 1965 erschienenen frühen Erzählungen. Sowohl in den >Memorias dun neno labrego< (1961, wtl.: Erinnerungen eines galegischen Bauernkindes) als auch in den Romanen >Cartas a Lelo< (Briefe an Lelo, 1971), >Aquelos anos do Moncho< (Jene Jahre Monchos, 1977) und teilweise auch in dem Roman >Querido Tomás< (Geliebter Tomás, 1980) wird das galegische Dorf aus der Perspektive von Kindern dargestellt. Doch bei aller Frische und Unvoreingenommenheit tragen diese Kinder schon die Züge von Erwachsenen. Sie sind, wie Basilio Losado in seinem Vorwort zu >Remuiño de sombras( schreibt, >gezwungenermaßen frühreif, Kinder, die an der Arbeit der Erwachsenen teilnehmen, ehe sie zur Schule gehen, die das Vieh hüten, Futter zusammentragen, die Ochsen beim Pflügen führen, die Krankheit eines Tieres durchleiden, die Angst vor einem Unwetter miterleben, das die Anstrengungen eines ganzen Jahres zunichte machen könnte; Jungen, die auf ihren schmalen Schultern oft die ganze Last der Familie zu tragen haben, wenn der Vater ausgewandert ist, die ihn in der Arbeit und zu Hause ersetzen müssen.<
In den >Memorias< verarbeitet Neira Vilas zweifellos eigene Kindheitserfahrungen. Not und Armut prägten in ganz Spanien das Leben auf dem Dorf, während der langen Hungerjahre nach dem Sieg Francos bis hin in die sechziger Jahre. Die in einzelnen Episoden skizzierte Umwelt, in der >das Kind< aufwächst, ist gekennzeichnet durch geistige Enge und stummes Erdulden von Armut und Unrecht. Am schmerzlichsten trifft den Jungen diese Haltung bei seinen eigenen Eltern. Das Tagebuch bedeutet ihm den Ersatz für die fehlende Kommunikation mit den Menschen, unter denen er lebt, eine Möglichkeit, das im Ergebnis jahrhundertelanger Bevormundung entstandene Unvermögen, miteinander zu sprechen und sich so seiner Lage bewußt zu werden, zu durchbrechen. Doch erst die Flucht aus dem Dorf, mit der das Buch endet, bedeutet einen wichtigen, wenn auch nicht problemlosen und in seinem Wert beschränkten Schritt zur Befreiung. Neira Vilas hat die Geschichte des galegischen Bauernjungen fortgesetzt, er begegnet dem Leser auch in den Büchern über die Auswanderer. Andere Gestalten finden sich in den auf die >Memorias< folgenden Romanen über Galicien wieder. Doch die Akzente verlagern sich. >Briefe an Lelo< ist heiterer im Ton, noch stärker in einzelne Episoden zergliedert und vermittelt ein vielfältigeres Bild vom Leben in Galicien, von seinen Bräuchen und seiner Landschaft. Der bewaffnete Widerstand gegen Franco, hier nur in einer Begegnung am Rande angedeutet, wird zu einem zentralen Ereignis in >Jene Jahre Monchos<. Der Titelheld, ein Balbino der dreißiger Jahre, erlebt die Instauration des Franco-Regimes in Galicien, mit der Verfolgung und Erschießung von Sympathisanten der Republik. In dem Erinnerungsband >Nai< (Mutter, 198o) schildert Neira Vilas die dramatischen Umstände, unter denen sein eigener Vater dem Tode knapp entkam. Es ist ein anderes, ein kämpferisches Galicien, das dem Leser hier entgegentritt. Die düsteren Jahre nach Francos Sieg bilden den historischen Hintergrund für das bisher letzte der in Galicien spielenden Bücher Neira Vilas', >Geliebter Tomás<. Aus der Erinnerung einer einsamen Frau wird die Geschichte einer Liebe zwischen der Tochter des Lehrers und dem Bauernburschen Tomás erzählt, die durch die Auswanderung des Titelhelden jäh endet. Mit tiefem Feingefühl und ausgeprägter Sensibilität gelingt es dem Autor in diesem Buch, die Gedanken und Gefühle der galegischen Frau in ihrer besonderen, durch die Auswanderung der meisten jungen Männer hervorgerufenen Situation nachzuempfinden.
Neira Vilas ist mit seinen wichtigsten Werken, um den Ausdruck Castelaos zu verwenden, >immer in Galicien(. Auch die Erzählungen aus dem Band >A Muller de Ferro< (Die eiserne Frau, 1969), in denen sich der Autor das einzige Mal auf die Ebene des rein Symbolischen begibt, spielen in der Landschaft und unter den Menschen Galiciens und berühren Entfremdungserscheinungen und Existenzprobleme, die für die Sozialpsyche der Galeger typisch sind: stummes Erdulden von Leid, blinder Glaube an tradierte oder aufgezwungene Mythen, passives Sichverschließen vor der Erkenntnis des eigenen Seins usw. Selbst in den Büchern, die die Auswanderung zum Thema haben, ist Galicien immer präsent. Denn die Schicksale der aus dem dörflichen Milieu, ohne Beruf und ohne Erfahrung mit dem Stadtleben Herausgerissenen und ins brodelnde Getriebe der auf rücksichtslosen Leistungszwang aufgebauten argentinischen Metropole Geworfenen werden immer mit dem Blick auf ihre Herkunft, das Bild der Heimat, das sie überall in sich tragen, gestaltet.
Es mag bei allem Verständnis für Neira Vilas' Engagement für Galicien ein wenig verwunderlich sein, daß Kuba, mit Ausnahme einer bisher noch nicht veröffentlichten Gedichtsammlung, die den Titel >Ein Dichter in Havanna< tragen soll, in seinem Werk kaum eine Rolle spielt. Und das, obwohl der Autor kubanischer Staatsangestellter ist, sich in seinem Stadtviertel an den Versammlungen und Nachtwachen des >Komitees zur Verteidigung der Revolution< beteiligt, der Kampfgruppe angehört, Gewerkschaftsfunktionär und ein unermüdlicher Mitarbeiter kubanischer Zeitungen und sogar Gründungsmitglied des kubanischen Journalistenverbandes ist. Daß Neira Vilas seine Stoffe und Themen dennoch fast ausschließlich in Galicien und im argentinischen Auswanderermilieu findet, liegt zum einen wohl an der besonderen Macht, die Kindheit und Jugend als Quellen poetischer Inspiration allgemein auf den Dichter ausüben, zum anderen daran, daß Neira Vilas weiß, wie wichtig gerade seine Arbeit für Galicien ist. >Ich weiß wohl<, sagt er 1975 in einem Interview mit Imeldo Alvarez, >daß Bücher keine große Kraft haben, wenn es um politische Veränderungen geht, aber im Falle Galiciens dienen sie wenigstens dazu, die Existenz einer Kultur zu unterstreichen und außerdem Widersprüche bloßzulegen und zur ideologischen Bewußtwerdung beizutragen. Und das nicht nur, wenn die Ereignisse, die Handlung im europäischen Galicien spielen, denn auch im Galicien der Auswanderung müssen Mythen zerstört werden, muß die schädliche Vorstellung vom reichen ,Indianer` (galegischer Spottname für die Auswanderer; K. B.) u. a. m. ausgerottet werden. Auf diesen beiden Gebieten arbeite ich. Hier setze ich mein Werkzeug ein. Jeder muß mit dem Werkzeug arbeiten, bauen, das er zur Hand hat oder so schlecht wie recht zu handhaben versteht. Mein Engagement für Galicien ist keineswegs unvereinbar mit meinem Leben in Kuba und meiner vollen Unterstützung für die kubanische Revolution, beide bedingen sich. Die kubanische Revolution festigen helfen heißt natürlich auch für Galicien und für ganz Spanien kämpfen; nicht nur in einem ganz allgemeinen Sinn, sondern auch deshalb, weil diese Revolution die erste ernsthafte, wahrhaft tiefgreifende ist, die auf der Höhe der fortgeschrittensten Umwälzungen in der Welt von heute steht, mit Veränderungen nicht nur auf wirtschaftlichem und politischem Gebiet, sondern auch im Verhalten des Menschen, des Volkes; die erste Revolution, die sich in der hispanischen Welt, in unserem Kulturkreis, vollzieht, der bisher hinter den großen historischen Umwälzungen immer im Rückstand war.<
Halle (Saale), im Juni 1983
Klaus Bochmann